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Nachdem wir von der chinesischen Botschaft die Mitteilung erhalten hatten, daß das Original der Video-Kassette in Peking "als Beweis" verbleiben müsse, schrieb ich am 13. Oktober 2007 an die chinesische Botschaft und bat darum, daß man uns eine Kopie des Videos zur Verfügung stellen möge. Falls auch das nicht möglich sei, so würden wir das Band in Peking in Augenschein nehmen. Da eine Reise nach Peking für den 27. November geplant sei, wären wir für einen entsprechenden rechtzeitigen Hinweis dankbar.

Am 15. November rief mein Mann bei der chinesischen Botschaft in Berlin an und fragte nach dem Stand der Angelegenheit. Man antwortete ihm, daß man bei den Behörden in Peking angefragt habe, aber noch keine Antwort erhalten habe. Mein Mann kündigte an, am 27. November nach Peking zu reisen und es wurde ihm angedeutet, daß man bis zu diesem Zeitpunkt Nachricht aus China habe und dies meinem Mann mitteilen werde.

Am 26. November 2007, einen Tag vor seiner Abreise, rief mein Mann erneut bei der chinesischen Botschaft an und erkundigte sich nach dem Stand. Er erhielt die Antwort, daß es keine Nachricht aus Peking gebe. Mein Mann äußerte die Vermutung, daß es wohl nicht möglich sei, das Video zu sehen, und das wurde ihm bestätigt.

Am 27. November 2007 also reiste mein Mann nach Peking. Wir hatten vereinbart, daß er mir jeden Tag einen telefonischen Bericht über seine Aktivitäten übermittelt.

Am ersten Tag seines Aufenthalts in Peking fuhr mein Mann zu dem Ort, an dem Bernhard tot aufgefunden worden war und fotografierte eingehend das Gebäude, die Treppe, die Kamera, die Umgebung. Zu dem Bereich, der im Bild unten sichtbar ist, kommt man nur durch ein Tor, das von Mitternacht bis 5 Uhr morgens abgeschlossen ist.

 

Bergbau-Universität

Das Gebäude hat außen an der Feuerschutztreppe auf jeder Etage zwei Türen. Im Erdgeschoß ist die Türe links - wie auf jeder Etage - mit einer Kette abgeschlossen. Die Tür rechts hat keine Kette. Die dort angebrachte Video-Kamera (rechts über der Tür, im Bild unten schwach erkennbar) ist nicht schwenkbar und geht auf den Bereich der Rampe.

Feuerschutztreppe, Rampe, Tür, Kamera

Der Aufgang zur Treppe ist auf der ersten Etage abgeschlossen und mit einem verrosteten Schloß gesichert. Es war also nicht möglich, die Treppe nach oben zu gehen.

Schloß an der Feuerschutztreppe

Danach suchte mein Mann die BLCU auf, an der Bernhard studiert hatte und traf dort auch auf Ansprechpartner. Es fand ein Gespräch statt (auf englisch), bei dem sich herausstellte, daß einer der Anwesenden zu denen gehört hatte, die Bernhard identifiziert hatte. Er versicherte glaubhaft unter Zeugen, daß Bernhard keinerlei Verletzungen aufgewiesen habe, auch das Gesicht sei völlig unverletzt gewesen.

Mein Mann merkte an, daß das doch komisch sei, da Bernhard ja "aus großer Höhe" gefallen sein soll, und dies kam nun in der Tat seinem Gegenüber auch merkwürdig vor.

Mein Mann erwähnte das angebliche Video, und daß es offenbar nicht möglich sei, dies zu sehen, und die Mitarbeiter der Universität wollten sich bei der Polizei danach erkundigen.

Die Gespräche verliefen in einer anderen Atmosphäre als im Dezember 2006.

Sodann suchte mein Mann ein Gespräch mit dem Pfarrer der katholischen Südkirche, mit dem er auch im Dezember 2006 gesprochen hatte. Der Pfarrer sagte, daß er versetzt worden sei, weit weg von Peking; am folgenden Tag habe er seinen Abschiedsgottesdienst in der Kirche. Es war ein längeres Gespräch.

In der Zwischenzeit hatte mein Mann verschiedene Leute gebeten, die Telefonnummern anzurufen, die auf Bernhards Handy gespeichert waren. Es wurden Treffen mit mehreren Personen arrangiert. Die meisten wußten nicht, daß Bernhard tot ist; manche weinten, als sie es erfuhren. Eine Person sagte aus, daß Bernhard zu Treffen einer Untergrundkirche gegangen sei zusammen mit einer anderen Person, die näher beschrieben wurde (das kann an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden). Eine Person sagte aus, daß sie an Treffen der Untergrundkirche teilgenommen habe; diese sei jedoch inzwischen verboten. Auf weitere Fragen antwortete diese Person ausweichend. Einer der Angerufenen gab an, daß Bernhard wohl eine kleine Broschüre vorbereitet hatte etwa mit dem Titel "Meine Kirche und ich". Das wollte er vielleicht nutzen im Kursen mit Leuten, die sich auf die Taufe vorbereiteten.

Am nächsten Tag - das war ein Sonntag - besuchte mein Mann die katholische Südkirche. In der Tat fand der Abschiedsgottesdienst des Pfarrers statt, an dessen Ende dieser feierlich die Meßgewänder ablegte. Es spielten sich ergreifende Szenen mit Gläubigen ab, und manche weinten bei dem Abschied von dem Pfarrer.

Am Montag ging es in Gesprächen bei der Universität wieder um das ominöse Video. Ich kann dies an dieser Stelle nicht im einzelnen schildern; mein Mann drückte sich so aus: "Es gab ziemlich viel Zirkus deswegen."

Auch die deutsche Botschaft wurde ins Spiel gebracht, und mein Mann wandte sich an diese, und hier unterstützte man ihn sofort. Die deutsche Botschaft hat an diesem Tag nicht die Erlaubnis erhalten, das Band zu sehen, weil der zuständige Security Manager nicht da war und auch sein Vertreter nicht greifbar war.

Und schließlich erhielt ich sogar in Köln einen Anruf von der chinesischen Botschaft in Berlin deswegen. Mein Mann solle sich an die deutsche Botschaft in Peking wenden, und diese sollen sich an die und die Stelle wenden und dann könne er das Video sehen. Der Mitarbeiter der chinesischen Botschaft in Berlin gab sich überrascht, als ich sagte, daß mein Mann schon in Peking sei. Mein Mann wandte sich daraufhin erneut an die deutsche Botschaft und bat um schnelle Hilfe. Die Botschaft reagierte sofort, erreichte aber an diesem Tag wieder nichts, teilte jedoch mit, daß man an die chinesische Behörde eine sog. Verbalnote gefaxt habe. Aufgrund dieser formellen Anfrage der deutschen Botschaft MUSSTE sich die chinesische Behörde nun irgendwann äußern.

Da der Vorgang schon bisher unverhältnismäßig viel Zeit beansprucht hatte und nicht abzusehen war, wann das Pekinger Amt eine Entscheidung fällen würde, kündigte mein Mann der deutschen Botschaft an, daß er jetzt abreisen werde, aber sofort zurückkehren werde, sobald die Erlaubnis zur Ansicht des Videos gegeben werde.

Wenige Stunden nachdem am 6. Dezember 2007 das Flugzeug mit meinem Mann in Peking auf dem Weg nach Frankfurt gestartet war, erhielt die deutsche Botschaft in Peking von der chinesischen Behörde die Nachricht, daß das Video nun angeschaut werden könne.

Mein Mann fragte an, ob er wegen des Aufwandes für die nochmalige Anreise nicht doch eine Kopie des Bandes erhalten könne. Darauf erhielt er von der deutschen Botschaft die Antwort, daß es nicht möglich sei, eine Kopie des Videobandes zu erhalten. Normalerweise sei es in China nicht üblich, daß Familienangehörige Einsicht in Videobänder oder Polizeiakten erhalten. Daher mache das PSB im vorliegenden Fall eine große Ausnahme und sei bereit, vor Ort das Videoband zu zeigen. Als Termin habe die deutsche Botschaft den 17.12. 2007 vorgeschlagen. Dieser Termin müsse noch bestätigt werden. Die chinesischen Behörden würden darauf bestehen, daß ein Botschaftsmitglied an dem Termin teilnehme.

Am 13.12.2007 teilte die deutsche Botschaft mit, daß das Public Security Bureau telefonisch den Termin bestätigt habe und mein Mann reiste am 14. Dezember 2007 wieder nach Peking.  

Die Chinesen MUSSTEN nun unter allen Umständen ein Video vorführen. Und sie hatten Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten.

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